Zehn Fragen an Barack Obama
Von Fidel Castro
Übersetzung von Dirk
Schrader
Ist der Präsident der Vereinigten Staaten berechtigt, die Ermordung von Menschen, wo auch immer in der Welt, anzuordnen, egal unter welchem Vorwand?
Ist es für einen Präsidenten der Vereinigten Staaten ethisch vertretbar, Menschen foltern zu lassen?
Sollte der Staatsterrorismus, der von einem mächtigen Land wie der USA angewendet wird, nicht besser als ein Instrument genutzt werden, um den um Frieden auf dem Planeten zu sichern und auszubauen?
Ist ein US-Gesetz in Ordnung und ehrenhaft, das ein einziges Land in der Welt, nämlich Kuba, destabilisieren soll, auch wenn es das Leben von unschuldigen Kindern und Müttern kostet? Wenn das Gesetz in Ordnung ist, warum betrifft es nicht automatisch Haitianer, Dominikaner und andere Völker der Karibik, und warum findet dieses Gesetz keine Anwendung bei Mexikanern und Völkern Zentral- und Südamerikas, deren Bewohner massenhaft an der mexikanischen Grenze und in den Fluten des atlantischen und des pazifischen Ozeans umkommen?
Können die Vereinigten Staaten ohne Immigranten auskommen, die Gemüse, Früchte, Mandeln und andere Delikatessen für US-Bürger anbauen? Wer würde ihre Straßen fegen, als Haushaltshilfe für sie arbeiten oder die miesesten und am schlechtesten bezahlten Jobs annehmen?
Ist das harte Vorgehen gegen illegale Bewohner zu akzeptieren, auch wenn ihre Kinder in den USA geboren worden sind?
Ist der „brain drain“ – die immerwährende Abwerbung der klügsten Köpfe und besten Wissenschaftler armer Länder moralisch vertretbar und gerecht?
Ihr Land hat schon immer Europäische Mächte gewarnt, daß es niemals irgendeine Einmischung in der Hemisphäre dulden würde und Sie wiederholen, daß dies überall in der Welt zu respektieren ist mit der Feststellung, daß Sie das „Recht“ haben, überall auf der Welt zu intervenieren und das mit Hilfe hunderter Militärbasen, Ihrer Kriegsmarine und Ihren Luftstreitkräften ebenso wie mit Hilfe Ihrer Weltraumtechnik. Ich frage Sie: Ist das der Weg, auf welchem die Vereinigten Staaten ihren Respekt vor der Freiheit, Demokratie und den Menschenrechten zum Ausdruck bringt?
Ist es fair, vorsorgliche Angriffe auf 60 oder mehr „dunkle Ecken der Welt“, wie Bush sie nennt, zu veranstalten, egal welchen Vorwand es geben kann?
Ist es ehrenhaft und
normal, Millionen und Milliarden Dollars in den
militärisch-industriellen Komplex zu investieren, um Waffen
herzustellen, die das Leben auf der Erde vieltausendmal vernichten
können?
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Ein
Besuch auf Kuba über das Jahresende 2013 zeigte mir, dass die
Bevölkerung trotz der von den USA verhängten ökonomischen und
finanzpolitischen Blockade, ihren seit der Revolution im Jahr 1959
begonnenen Weg der Selbstbehauptung weiter zu gehen befähigt ist.
Die Ernährung aller Kubaner
klappt unterschiedslos sehr gut. Die medizinische Versorgung im Lande
gipfelte zum 55. Jahrestag der Revolution darin, die Sterblichkeit
Neugeborener unter das Niveau Kanadas und der USA zu drücken.
Abgesehen davon, daß Kuba erfolgreich anderen Ländern mit
medizinischer Hilfe unter die Arme greift, exportiert es auch
technisches Know-How, wie es wohl kein westlicher Staat bisher je
getan hat. Die Sterblichkeit seiner Einwohner liegt durchaus auf dem
Niveau Mitteleuropas. .
Die
dokumentierten –zig Attentatsversuche auf Fidel Castro und auf das
öffentliche Leben, arrangiert mit Hilfe der CIA, zeigen mir: Kuba
ist keineswegs von friedlichen Nachbarn umgeben. Dabei wundert es
mich nicht, daß nach der versuchten exil-kubanischen Invasion in der
Schweinebucht, weitere militärische Agressionen unterblieben sind:
Kuba verfügt inzwischen über eine der bestausgebildeten Armeen der
Welt, eine Armee, die loyal zu den Zielen der Revolution steht.
Jedem
Besucher Kubas fällt auf, dass das Fehlen der „Mittelschicht“
(private Unternehmen, wie Schlosserei, Tischlerei, Baugewerke usw.)
das Bild eines gewissen Mangels prägt, der an die 50-er Jahre in
Deutschland erinnert. Die unlängst beschlossenen gesetzlichen
Änderungen um private Initiative zu wecken, haben mit der
Verselbständigung agrarischer Unternehmen begonnen. Die vorsichtige
Öffnung hin zu einer Privatwirtschaft läßt vermuten, daß es
diesen Mittelstand in einigen Jahren geben wird. Aber das könnte
sich auch schneller erfüllen, wenn europäische Investoren die
Wirtschafts- und finanzpolische Blockade unterlaufen. Es gibt in Kuba
viel zu tun. Dagegen kann es mit seinem ungewöhnlich fruchtbaren
Land dazu beitragen, die Obst- und Gemüse-Bedürfnisse vieler Länder
zu befriedigen. Die Ressourcen liegen ziemlich sicher über dem
Vielfachen, was Israel oder Ägypten diesbezüglich zu leisten
vermögen.
Was
hindert VW daran, auf Kuba Kraftfahrzeuge zu fertigen? Die
Obama-Administration würde die Niederlassungen in den USA schließen.
Das läßt vermuten: in nicht allzu ferner Zukunft rollen
ausschließlich chinesische Kleinwagen über die Insel. Was hindert
Firmen wie Hoch-Tief usw. daran, auf Kuba tätig zu werden? Die
Antwort liegt wohl in „Berlin“, dessen offensichtliche
Unterwürfigkeit gegenüber den USA so etwas nicht zulassen mag.
Dirk
Schrader