Machen wir Halt: Der Kampf unseres Lebens
Von Naomi Klein
Dieser Text, den wir hier in deutscher Erstveröffentlichung präsentieren, erschien zuerst unter dem Titel „The Change Within: The Obstacles We Face Are Not Just External“ in: „The Nation“, 21.4.2014. Die Übersetzung stammt von Karl D. Bredthauer in Blätter für deutsche und internationale Politik.
Diese Geschichte handelt von miserablem Timing. Eine der verstörendsten Auswirkungen, die der Klimawandel schon heute zeitigt, bezeichnen Ökologen als mismatch oder mistiming. Gemeint ist der Prozess, in dem Tierarten aufgrund der Erderwärmung den Anschluss an die Entwicklung lebenswichtiger Nahrungsquellen verlieren, und zwar imnsbesondere während der Brutperioden. In diesen kann es zu rapiden Populationsverlusten kommen, wenn die Tiere nicht genug Futter finden.
Das Zugverhalten vieler Singvogelarten hat sich über Jahrtausende so entwickelt, dass die Jungtiere exakt dann schlüpfen, wenn Nahrungsquellen sprudeln und den Eltern genügend Futter – Raupen beispielsweise – für ihre hungrigen Jungen bieten. Doch weil der Frühling heute oft zeitiger einsetzt, schlüpfen auch die Schmetterlinge früher, weshalb Raupen in manchen Gegenden ausgerechnet dann weniger reichlich vorkommen, wenn die Vogelküken schlüpfen. Das aber bringt eine Reihe bedrohlicher Folgen für die Gesundheit und die Zahl der Nachkommen mit sich.
Ähnlich ergeht es den Rentieren in Westgrönland. Wenn sie die Gebiete erreichen, in denen die weiblichen Tiere üblicherweise kalben, finden sie heute nicht mehr genügend jener Futterpflanzen, auf die sie sich seit Jahrtausenden verlassen. Denn diese wachsen und vergehen wegen der ansteigenden Temperaturen früher. Deshalb müssen die Renkühe in der Schwangerschaft, bei der Milchproduktion und Versorgung ihres Nachwuchses, mit weniger Energie auskommen. Diese Inkongruenz wird mit einem starken Geburtenrückgang und deutlich verringerten Überlebensraten in Verbindung gebracht. Wissenschaftler untersuchen derzeit bei Dutzenden von Tierarten, bei arktischen Küstenseeschwalben (Sterna paradisaea) ebenso wie bei Trauerschnäppern (Ficedula hypoleuca), das Auftreten klimabedingter Unzeitigkeiten. Doch eine wichtige Spezies entgeht ihrer Aufmerksamkeit gänzlich: Der Homo sapiens, also wir selbst. Auch wir leiden in Sachen Klima unter einem schrecklichen mistiming, wenngleich eher kulturgeschichtlicher als in biologischer Hinsicht. Unser Problem besteht darin, dass die Klimakrise und ausgerechnet an dem Punkt der Geschichte ereilte, an dem die politische und gesellschaftliche Konstellation für die Lösung eines Problems dieser Art und Größenordnung geradezu einmalig ungünstig aussah – nämlich am äußersten Zipfel der partygestimmten 1980er Jahre. Damals rief man gerade den neoliberalen Kreuzzug zur Ausbreitung des deregulierten Kapitalismus über den ganzen Erdball aus. Nun stellt der Klimawandel aber ein Kollektivproblem dar, das kollektives Handeln erfordert, und zwar in Größenordnungen, welche die Menschheit so noch nie wirklich zu bewältigen hatte. Doch ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit trat das Problem ausgerechnet mitten in einem Kulturkampf, in dem schon die Idee der Kollektivität als solche erbittert bekämpft wurde.
Dieses äußerst unglückliche mistiming schuf Barrieren vielfältigster Art, die uns bis heute daran hindern, der Krise wirksam zu begegnen. Es bedeutet, dass genau in dem Moment, als wir zu präzedenzlosen Kontrollen über dass Verhalten der Konzerne hätten übergehen müssen, um das Leben auf dieser Erde zu schützen, die Macht der Multis stark anwuchs. Es bedeutet zugleich, dass „Regulierung“ just dann, als wir solche Eingriffsmöglichkeiten am dringendsten gebraucht hätten, zum Unwort verkam. Und schließlich bedeutet es, dass wir von einer politischen Klasse regiert werden, die sich allein darauf versteht, öffentliche Einrichtungen abzuwickeln oder auszuhungern – das aber zu einer Zeit, wo diese unbedingt gefestigt und geradezu neu erfunden werden müssten. Darüber hinaus bedeutet es, dass wir uns ausgerechnet jetzt mit einem ganzen Apparat an „Freihandels“-Deals herumplagen, die den politischen Machern die Hände binden, wo sie doch maximale Flexibilität bräuchten, um eine massive Energiewende herbeizuführen.
Vgl. dazu die Beiträge von Susan George und Thomas Fritz in den „Blättern“, 6/2014
Wir brauchen Aufmerksamkeit, nicht flüchtige, erschrockene Blicke
Sich mit den unterschiedlichen strukturellen Hindernissen auf dem Weg zu einer künftigen Wirtschaftsweise auseinanderzusetzen, muss für jede seriöse Klimabewegung im Zentrum ihrer Arbeit stehen. Doch es gibt mehr zu tun. Wir müssen uns damit beschäftigen, wie die Inkongruenz von Klimawandel und Marktherrschaft auch in uns selbst, in unserem Innersten Hindernisse geschaffen hat, die es uns schwer machen, dieser bedrängendsten aller humanitären Krisen mehr Aufmerksamkeit zu widmen als nur flüchtige, erschrockene Blicke. Wegen der Art und Weise, in welcher der Triumphalismus des Marktes und der Technologie unseren Alltag umgestaltet, fehlen uns viele jener Beobachtungsinstrumente, die wir bräuchten, um uns von der Realität des Klimawandels wirklich zu überzeugen – ganz zu schweigen von dem Mangel an Zuversicht, dass eine andere Lebensweise durchaus möglich wäre.
Dass uns all dies fehlt, ist kein Wunder, denn just als wir und hätten zusammentun müssen, begann unser öffentliches Leben sich aufzulösen; just als wir unseren Konsum hätten reduzieren sollen, bemächtigte sich das Konsumdenken so gut wie sämtlicher Lebensbereiche; just als wir unser Tempo hätten drosseln und Acht geben müssen, gaben wir erst recht Gas; und just als wir längerer Zeithorizonte bedurften, hatten wir nur Augen für die unmittelbare Gegenwart. Hierin besteht die Inkongruenz unseres Umgangs mit dem Klimawandel, und diese wirkt sich nicht nur auf uns, auf die eigene Spezies, aus, sondern potentiell auf jede andere Spezies auf diesem Planeten.
Anders als Rentiere und Singvögel sind wir Menschen jedoch glücklicherweise mit der Fähigkeit gesegnet, vernünftig zu denken, und deshalb imstande, uns aus freien Stücken anzupassen – weil wir überkommene Verhaltensmuster bemerkenswert rasch verändern können. Wenn die herrschenden Anschauungen unserer Kultur zu verhindern drohen, dass wir uns selbst und unsere Spezies retten, so liegt es in unserer Macht, dierse Vorstellungen zu korrigieren. Doch bevor dies geschehen kann, müssen wir überhaupt erst begreifen, worin unser individueller Klima-mismatch jeweils besteht.
Der Klimawandel verlangt, dass wir weniger konsumieren -
doch das Konsumentendasein ist alles, was wir kennen
Klimawandel ist kein Problem, dass sich einfach dadurch lösen lässt, dass wir unser Kaufverhalten ändern – etwa durch die Anschaffung eines Hybrid-Autos anstelle eines SUV oder durch den Erwerb einer zusätzlichen Klimapauschale (carbon offsets), wenn wir eine Flugreise buchen. Im Kern handelt es sich um eine Krise, die aus dem übermäßigen Konsum der vergleichsweise Wohlhabenden erwächst. Das bedeutet, dass gerade der konsumbesessendste Teil der Weltbevölkerung sich darauf einstellen muss, seinen Verbrauch erheblich einzuschränken.
Das Problem liegt nicht, wie es so oft heißt, im „menschlichen Wesen“. Wir sind nicht dazu geboren, so versessen aufs Shoppen zu sein. Noch in unserer jüngsten Vergangenheit haben wir viel weniger verbraucht und waren genauso glücklich (in vielen Fällen sogar glücklicher). Das eigentliche Problem ist die übersteigerte Rolle, die der Konsum mittlerweile in unserer spezifischen Weltgegend spielt.
Der Spätkapitalismus lehrt uns, uns durch unsere Konsumentscheidungen selbst zu schaffen: Durch die Anschaffungen bilden wir unsere Identität, finden wir Gesellschaft und drücken uns aus. Wenn man den Menschen nun sagt, dass sie nicht so viel kaufen können, wie sie möchten, weil die Versorgungssysteme des Planeten überlastet sind, so kann dies als eine Art Angriff verstanden werden – so als sage man ihnen, sie dürften nicht länger sie selbst sein. Wahrscheinlich deshalb hat von den ursprünglichen „drei Rs“ - reduzieren, wiederverwenden (engl.: reuse) und recyceln – nur das dritte „R“ jemals wirklich gezogen. Schließlich gestattet es uns, weiter zu kaufen und zu kaufen, solange wir nur den Abfall in die richtige Tonne werfen. Die beiden anderen „Rs“, die uns Konsumeinschränkung abverlangen, waren dagegen im Grunde Totgeburten.
Der Klimawandel ist langsam, wir aber sind schnell
Wenn man mit einem Hochgeschwindigkeitszug durch ländliche Gegenden rast, sieht alles, woran man vorbeisaust, so aus, als stände es still: Menschen, Traktoren, Autos auf Landstraßen. Natürlich stehen sie nicht. Sie bewegen sich, aber mit einer Geschwindigkeit, die sie im Vergleich zum Tempo des Schnellzugs statisch erscheinen lässt.
Genauso verhält es sich mit dem Klimawandel. Unsere durch fossile Brennstoffe angetriebene Zivilisation ist dieser Hochgeschwindigkeitszug, immer unterwegs zum nächsten Vierteljahresbericht, zur nächsten Wahlperiode, zur nächsten Ablenkung oder Selbstvergewisserung mit Hilfe unserer Smartphones und Tablets. Der Wandel unseres Klimas lässt sich mit der Szenerie draußen vor dem Zugfenster vergleichen: Unserem eiligen Blick mag er statisch erscheinen, aber da findet durchaus Bewegung statt; sein langsames Voranschreiten bemisst sich an zurückweichenden Eisdecken, steigenden Wasserspiegeln und stufenweise zunehmenden Temperaturen. Wenn nichts geschieht, wird der Klimawandel zweifellos so deutlich an Tempo zunehmen, dass keine Ablenkung mehr hilft – wenn Inselstaaten von der Landkarte verschwinden oder Unwetter ganze Städte absaufen lassen, dürfte er unserer Aufmerksamkeit sicher sein. Aber dann könnte es zu spät sein, noch wirksam entgegenzusteuern, denn wir wären wohl schon ins Zeitalter der tipping points eingetreten.
Der Klimawandel ist ortsgebunden, wir aber sind überall zugleich
Das Problem ist jedoch nicht allein, dass wir uns zu schnell bewegen. Es besteht zugleich darin, dass die Bildfläche, auf der der Wandel sich jeweils wahrnehmen lässt, meist lokal definiert ist: Irgendwo blüht eine bestimmte Blume zu früh auf; anderswo fällt die Eisdecke eines Sees ungewöhnlich dünn aus oder eine Zugvogelart kehrt verspätet zurück. Die Wahrnehmung derart subtiler Veränderungen setzt große Vertrautheit mit je spezifischen Ökosystemen voraus. Ein so enges Verhältnis entsteht nur, wenn wir einen Ort wirklich kennen, und zwar nicht bloß von außen, als Szenerie, sondern als Lebensraum. Und wenn diese Art der Vertrautheit, diese Ortskunde, mit einer gewissen Ehrfurcht von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Das aber findet in einer urbanisierten, industrialisierten Welt immer seltener statt. Wir neigen dazu, unseren Wohnort umstandslos zu wechseln – wegen eines neuen Arbeitsplatzes, einer neuen Liebe. Auf diese Weise lösen wir uns von jeglicher Ortskunde, die wir vielleicht am vorigen Aufenthaltsort erwerben konnten, und ebenso vom akkumulierten Wissen unserer Vorfahren( die, zumindest in meinem Fall, ihrerseits wiederholt migrierten).
Selbst bei denjenigen unter uns, die es schaffen, sesshaft zu bleiben, kann der Alltag gänzlich abgelöst vom konkreten Aufenthaltsort und seiner Umgebung sein. Unsere klimatisierten Wohnungen, Arbeitsstätten und Autos schirmen uns derart gegen die Elemente ab, dass uns Veränderungen draußen in der Natur nur allzu leicht entgehen. So haben wir vielleicht keine Ahnung davon, dass eine beispiellose Dürreperiode die Ernten in der unmittelbaren Umgebung der Stadt, in der wir wohnen, vernichtet, denn in den Supermärkten türmen sich immer noch Importwaren und den ganzen Tag über kommen lastwagenweise neue dazu. Es muss schon Ungeheuerliches geschehen – ein Orkan, dessen Verwüstungen alles Bisherige in den Schatten stellen, oder ein Hochwasser, das tausend Häuser zerstört -, ehe wir merken, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Selbst in solchen Fällen vergessen wir schnell, denn man präsentiert uns schon bald die nächste Krise, noch bevor das soeben Gelernte eine Chance hatte, sich einzuprägen.
Unterdessen trägt der Klimawandel Tag für Tag kräftig dazu bei, die Zahl der Entwurzelten zu vermehren. Naturkatastrophen, Missernten, verhungerndes Vieh zwingen ebenso wie durch Klimaveränderungen verschärfte ethnische Konflikte immer mehr Menschen dazu, ihre angestammte Heimat zu verlassen. Und mit jeder Migrationswelle gehen erneut innige Beziehungen zu spezifischen Orten verloren, worauf noch weniger Menschen imstande sind, genau hinzuhören, was sich in der Natur um sie herum tut.
Wir glauben nicht mehr, was wir nicht sehen können
Als sich im Jahr 2010 bei der Katastrophe im Macondo-Fördergebiet der Britisch Petroleum (BP) Ströme von Öl in den Golf von Mexiko ergossen, bekamen wir von Konzernchef Tony Hayward unter anderem zu hören, dass „der Golf von Mexiko ein riesiger Ozean ist. Die Menge an Öl und Tensiden, die wir da reintun, ist im Vergleich zum Gesamtvolumen an Wasser winzig.“ Über diese Äußerung hat man sich seinerzeit, und zwar zu Recht, weithin lustig gemacht. Allerdings hatte Hayward nur ausgesprochen, was unsere Zivilisation so besonders gern glaubt: dass alles, was wir nicht sehen können, uns nicht wehtun kann, ja dass es wahrscheinlich kaum existiert.
In unserer Wirtschaft hängt so viel von der Annahme ab, dass es immer ein „weg“ gibt, irgendetwas, wo wir unseren Abfall hineinwerfen können. Es gibt das „weg“, in dem unser Müll aus den Tonnen, die wir vors Haus stellen, verschwindet; und das „weg“, in dem unsere Ausscheidungen landen, wenn wir die Spülung betätigen. Es gibt das „weg“ dort, wo die Mineralien und Metalle, aus denen unsere Gebrauchsgüter bestehen, gefördert werden, und wiederum ein „weg“, wo man diese Rohstoffe in Fertigwaren verwandelt. Doch die Lehre aus der BP-Leckage lautet, mit dem Umweltwissenschaftler Timothy Morton gesprochen, dass wir in „einer Welt (leben), in der es kein ´weg` gibt.“
Als ich vor anderthalb Jahrzehnten mein Buch „No Logo“ veröffentlichte, zeigten sich dier Leser schockiert über die missbräuchlichen Bedingungen, unter denen ihre Bekleidung und ihre Apparate hergestellt werden. Seither haben wir jedoch gelernt, damit zu leben – nicht unbedingt, es stillschweigend zu dulden, aber doch in einem Zustand anhaltender Vergesslichkeit zu leben. Unsere Wirtschaftsweise ist eine Art Geisterökonomie, eine Ökonomie vorsätzlicher Blindheit.
Luft ist der Inbegriff des Unsichtbaren, und die Treibhausgase, die sie aufheizen, sind besonders schwer fassbare Geister. Der Philosoph David Abram weist darauf hin, dass es in der menschlichen Geschichte die längste Zeit hindurch eben diese Eigenschaft, unsichtbar zu sein, war, die Luft ihre Macht verlieh und uns Respekt abnötigte. „Sila genannt bei den Inuit, Wind-Geist der Welt; Nilch´i oder Heiliger Wind bei den Navajo und Ruach Lebenshauch bei den alten Hebräern“ - war die Atmosphäre „die geheimnisvollste und heiligste Seite des Lebens“. Heutzutage jedoch „erkennen wir kaum die Atmosphäre, die zwischen zwei Personen entsteht“. Nachdem wir die Luft vergessen hatten, schreibt Abram, „machen wir sie zu unserer Kläranlage“, zur „perfekten Deponie für die Ablagerungen der unerwünschten Nebenprodukte unserer Industrien. (…) Selbst der dichteste, beißendste Qualm, der aus den Rohren quillt, wird sich stets verteilen und auflösen, am Ende bis zur Unsichtbarkeit. Dann ist er weg. Aus den Augen aus dem Sinn.“
Wir brauchen festen Boden unter den Füßen
Den Klimawandel wirklich zur Kenntnis zu nehmen, fällt uns aber auch deshalb so schwer, weil wir in einer Zivilisation immerwährender Gegenwart leben, einer Kultur, die sich ganz bewusst von der Vergangenheit, die uns schuf, ablöst und ebenso von der Zukunft, die wir mit unserem Handeln vorprägen. Der Klimawandel handelt davon, wie das, was wir vor Generationen getan haben, unausweichlich nicht allein die Gegenwart, sondern auf Generationen hinaus auch die Zukunft beeinflusst. In solchen Zeiträumen zu denken, ist den meisten von uns fremd geworden.
Es geht hier nicht um zeitbedingte Urteile Einzelner und ebenso wenig darum, uns unsere Oberflächlichkeit oder Wurzellosigkeit vorzuhalten. Worum es vielmehr in Wahrheit geht, ist die Erkenntnis, dass wir Produkte eines industriellen Projekt sind, und zwar eines solchen, das aufs Engste, ja historisch mit fossilen Brennstoffen verquickt ist.
Doch genau wie wir uns früher verändert haben, können wir uns erneut ändern. Wendell Berry, den großartigen Farmer und Dichter, hörte ich einmal in einem Vortrag erklären, jeder von uns habe die Pflicht, sein „Zuhause“ mehr denn jeden anderen Ort zu lieben. Danach fragte ich ihn, ob er denn für wurzellose Menschen wie mich und meine Freunde, die wir in unseren Computern hausen und uns immer wieder ins Shopping zu flüchten scheinen, auch einen Rat habe. „Macht irgendwo Halt“, antwortete er, „und steigt in den tausend Jahre dauernden Prozess ein, diesen Ort wirklich kennenzulernen.“
Der Rat ist gut, in vielerlei Hinsicht. Denn damit wir diesen Kampf – Kampf unseres Lebens – gewinnen können, brauchen wir alle erst einmal festen Boden unter den Füßen.
Naomi Klein ist Autorin und freie Journalistin u.a.für „The Nation“ und „Harper´s Magazine“.