zurück zur Hauptseite


Besuch aus Wien


21. Mai 2012. Neun Uhr morgens, Besuch aus Wien. Tomas Karner hat mit Freundin und Mops Lucky eine lange Autofahrt hinter sich. Die Strecke Wien – Hamburg ist er in acht Stunden „raufgebrettert“.

Lucky hat das, was üblicherweise Brachycephalensyndrom genannt wird: Er hat stetig steigende Schwierigkeiten beim Atmen. Die Geräuschkulisse ist erbarmungswürdig.

Unter Narkose kann aber nur ein deutlich verlängertes Gaumensegel festgestellt werden. Wir haben es mit der HF-Sonde (Hochfrequenzsonde) gekürzt und sorgfältig vernäht.

Nach einer halben Stunde ist Lucky wieder wach und Karner fragt, ob er ihn „einfach so“ wieder mitnehmen kann. Keine Einwendungen. Er bezahlt die OP-Rechnung von 324,75 Euro.

Herr Karner – wie kommen Sie darauf, acht Stunden von Wien nach Hamburg zu fahren, um Lucky operieren zu lassen?“

In Wien und Umgebung kann man nicht zum Tierarzt gehen. Die Kosten sind viel zu hoch. Für diese OP sollte ich zweitausend Euro bezahlen. Das kann ich nicht.

Er sagt auch: „ Jeder zweite Mops bei uns hat diese Probleme. Die meisten Hundehalter können sich aber so eine OP überhaupt nicht leisten.“

Ich dachte noch: „Guck mal an, auch in Österreich findet eine gnadenlose Spaltung der Gesellschaft statt. Reich-Reich gibt’s da ja wohl auch, genau so wie hier. Aber so viele sind´s auch wieder nicht. Was machen aber die Hundehalter, denen „die Kohle“ nicht aus der Tasche herausschaut?“

Wir werden es erleben: Mit dem Zusammenbruch der europäischen Euro-Träume nehmen die sozialen Spannungen so zu, dass der Wirtschaftszweig Veterinärmedizin kaum überlebensfähig ist.

Das wäre auch denen zu verdanken, die selbst den dreifachen Satz der Gebührenordnung missachten und Goldrauschvorstellungen entwickelt haben. Pfui Deibel.

Tomas Karner sitzt in seinem Wagen und startet in Richtung Wien. Er setzt seine Ray-Ban-Brille auf und lächelt. Ich sage ihm noch kurz: „So eine habe ich auch!“ Und Tschüss. Ich treffe ihn noch kurz an einer Ampel. Als ich neben ihm halte, sieht er, wie ich meine Ray-Ban-Brille aufsetze. Er kann vor Lachen das Steuerrad kaum festhalten. Gute Reise!

Dirk Schrader, Hamburg

Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

zurück zur Hauptseite