Der
Doktor
Die
„Affäre zu Guttenberg“ zeigt, dass das deutsche
Phänomen „Doktortitel“ nicht zu selten eher einer
Blendgranate zuzuordnen ist als dem Ausdruck eines
hochwissenschaftlichen engagierten und gesellschaftsrelevanten
Geistes.
Es stimmt, dass besonders Studentinnen der Veterinärmedizin (mehr als 80 % aller Absolventen deutscher tierärztlicher Bildungsstätten sind Frauen) den Doktortitel als Teflonschicht ansehen, die den Mangel an Leistung und Befähigung im Berufsbild des Tierarztes überdecken und statistisch cirka 10.000,- Euro Mehreinahmen im Jahr garantieren soll.
Wie man hört, ist das in anderen akademischen Berufen auch nicht anders, wenn es um die Karriereplanung der Hochschulabsolventen geht. Das lässt Schlimmes ahnen.
In Erinnerung bringt mir die „Affäre zu Guttenberg“ so ganz nebenbei den uralten Vers von Otto, den selbst meine Kinder schon im Alter von 7 bis 10 Jahren aufsagen konnten:
„Schaut ihn an den Dokter, in der Ecke hockt´er, zwitschert einen und macht Krach – legt die Oberschwester flach. Wenn er dir den Armbruch schient, schaut er, dass er Geld verdient. Legt er auf Wunden seine Pflaster – denkt er auch nur an den Zaster. Noch jeden, der ins Gras gebissen hat er von Kopf bis Fuß beschissen.“
Otto wollte ja mal Arzt werden – aber im Berufsstand der Ärzte (und Tierärzte) nur Windbeutel und Raffies zu sehen, geht denn doch etwas zu weit.
Was mir Sorgen macht ist die ständige und ungebremste Niederlassung junger berufsunerfahrener Tierärztinnen und Tierärzte. Diejenigen, welche „ihren Dokter“ mitbringen, glauben tatsächlich allen Ernstes, schneller „an die große Kohle zu kommen“. Und somit entwickelt sich ein Druck in unserem Berufsstand, der zu Lasten der Kunden geht, deren Portemonnaies durch immer mehr ( oft unsinnige) und überteuerte Leistungen immer leerer werden.
Wo soll das enden? Das Vertrauen in die Tierärzteschaft ist deutlich beschädigt. Das ist zu spüren, wenn man hört, wie Hunde-, Katzen-, Meerschweinchen-, Kaninchen- und Vogelbesitzer in immer mehr tierärztlichen Einrichtungen regelrecht „abgeledert“ werden.
Ich habe mal gelesen, dass mindestens 50 bis 60 % aller niedergelassenen Rechtsanwälte absolute Hungerleider sein sollen, die mit unsäglichen Tricks „ihr Klientel“ sichern.
Tricks zur Sicherung der „Wartezimmerpopulation“ (und des Umsatzes) in der Tiermedizin gibt es auch schon lange. Aber die ganz harten Methoden zum Beispiel die Verunglimpfung von Nachbarkollegen zum eigenen Vorteil nehmen in Deutschland inzwischen Formen an, die an einen Bürgerkrieg denken lassen.
Tipps für den Tierhalter, der auf der Suche nach einem geeigneten Tierarzt ist:
Schauen Sie einfach mal in sich hinein. Verspüren Sie, dass seine Honorarforderungen gerecht und verhältnismäßig sind? Nehmen Sie Ehrlichkeit, Offenheit und Fürsorge wahr? Spricht er mit Ihnen über Kostenrisiken? Fährt Ihr Tierarzt ein auffällig teures Auto? Hat seine Praxis eventuell Ähnlichkeit mit einem modernen Wellness-Center in einem 5-Sterne-Hotel?
Tjö, na denn..
Dirk Schrader, Hamburg