Tumorbildung in der Milz des Hundes
Es
sind merkwürdigerweise häufiger die großen
Hunderassen als die kleinen, die zu Milztumoren neigen. Diese werden
im Milzgewebe größer und größer, brechen
schließlich auf - Blut ergießt sich in den Bauchraum.
Die Hundehalter merken es oft nicht, wenn ihr Hund sich ständig hinlegt. Stärker werdende Apathie und ein strammer vergrößerter Bauch veranlasst sie denn doch zum Tierarzt zu gehen, der auf einem mehr oder minder schlechten Röntgenbild oft nichts feststellen kann. Dann heißt es: „Der Hund ist alt“. Aber Alter ist bekanntlich keine Krankheit, nur - derartiger Quatsch ist in tierärztlichen Praxen leider nicht selten zu hören.
Es reicht ein simples Blutbild, das Auskunft über weiße und rote Blutkörperchen gibt. Wenn die roten deutlich vermindert, der Hämatokrit also abgesunken ist, der Bauch sichtlich vergrößert und verspannt ist, besteht Milztumorverdacht. Aber auch qualitativ gute Röntgenbilder lassen oft nur einen Verdacht zu, der jedoch mit einer Sonographie bestätigt werden kann.
Die Konsequenz: Narkose – Bauch auf – Milz ´raus.
Viele Tierärzte gehen davon aus, dass es ratsam ist, das Blut, welches sich oft in großen Mengen im Bauchraum befindet, dort zu belassen, da der Körper die zunächst verloren gegangenen Eiweiße wieder „recycelt“, also bei sich behält. Diese schulmedizinische These ist insofern ein Problem, als das Belassen des Blutes im Bauchraum einem „Russischen Roulette“ gleicht: Mehr als 60 Prozent dieser Tumore sind bösartig und verstreuen ihre Metastasen im Bauchraum mit dem traurigen Ergebnis, dass der Patient cirka 4 Wochen nach dem oft nicht unaufwendigen Eingriff verelendet und stirbt – das Hämangiosarkom hat sich vervieltausendfacht.
Bei großen Blutverlusten bekommen unsere Milztumor-Patienten Plasmainfusionen, welche wir in unserer Blutbank ständig vorrätig halten. Das Blut im Bauchraum wird vollständig unter Zuhilfenahme vieler Liter warmer Kochsalzlösung verdünnt und ausgewaschen. Hierbei bedienen wir uns einer simplen Technik: Es wird so viel Blutwasser abgesaugt, wie Kochsalzlösung zugegeben wird – eine abdominale Lavage nennen wir das, denn allein das Absaugen des Blutes würde zu schweren Blutdruckverlusten führen, die unbedingt zu vermeiden sind.
Seit nunmehr 10 Jahren existiert unsere Blutbank, in welcher wir Plasma von gesunden Spendern jahrelang tiefgefroren aufbewahren können, um es jederzeit auftauen und solchen Notfallpatienten verabreichen zu können. Dennoch - vieles, was entscheidend lebenswichtig ist, setzt sich in der Tiermedizin nur schwer durch. Inzwischen kennen wir eine einzige tierärztliche Einrichtung, die in Niedersachsen das Prinzip unserer Blutbank kopiert hat.
Aber die wirklich dringend notwendige abdominale Lavage wird nirgends durchgeführt, weil in den einschlägigen deutschen Lehrbüchern das Verbleiben des Blutes im Bauchraum beschrieben wird. Man nimmt also das Risiko einer Metastasenverstreuung in Kauf .
Wann wir mit der abdominalen Lavage bei Milztumor-Patienten angefangen haben, weiß ich nicht mehr – es müssen mindestens 20 Jahre her sein. Sie ist immer selbstverständlich gewesen.
Heute im Jahr 2009 ist jedoch festzustellen, dass diese wirklich lebensrettende simple Maßnahme in der Veterinärmedizin nicht bekannt ist – mit allen schweren Folgen für den Patienten. Es lebe das „Russische Roulette“?
Dirk Schrader, Hamburg
Tierärztliches
Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche
Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk
Schrader I dr. Steven-F. Schrader
I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp
Schrader I dr. Itamar Tsur
-Tierärzte-