Fremdkörper in der Speiseröhre des Hundes
Die Besitzer des kleinen Hundes merken es oft nicht sofort: Ihr Westhighland Terrier, Yorkshire Terrier oder Dackel usw. wird plötzlich still, verkriecht sich und zeigt dann irgendwann ganz eigenartige Symptome des „Erbrechens“, des Herausbringens von geschäumtem Speichel. Sie hatten ihm einen „Kauknochen“ gegeben, der bis auf ein größeres Stück schon zerlegt war. Der Hund bekommt Atemnot und wird panisch.
Auf dem Röntgenbild zeigt sich eine mehr oder minder große „Verschattung“ im Bereich der Speiseröhre: der „Kauknochen“, oftmals ist es aber auch ein größerer abgeschluckter Knochenrest, sitzt entweder über der Herzbasis oder vor dem Zwerchfell des Hundes fest.
Natürlich ist es vernünftig zu versuchen, den Fremdkörper unter Narkose entweder herauszuziehen, sofern man ihn mit den diversen Fremdkörperzangen zufassen bekommt. Die andere Version ist, ihn unter Anwendung einer starken Sonde in Richtung Mageneingang und in den Magen zu verschieben und / oder ihn durch den geöffneten Magen mit einer Fasszange durch den Mageneingang zu ziehen. Das ist oftmals möglich, beinhaltet aber die Gefahr, dass die Muskulatur der Speiseröhre dem Druck der Sonde nachgibt und reißt – mit dem schlimmen Ergebnis, dass sich ein iatrogener Ösophagusdivertikel , eine Ausbuchtung in der Speiseröhre, entwickelt: der Patient erbricht künftig seine Nahrung ganz oder teilweise.
Es ist deshalb darauf hinzuweisen, dass der Sondeneinsatz, wie oben beschrieben, nur ein Versuch darstellen kann, den Fremdkörper in den Magen zu verschieben. Ist dies nicht möglich, sollte auf Gewalt verzichtet und der Patient für eine Thorax-Operation vorbereitet werden. Die Speiseröhre ist chirurgisch bei seitlich geöffneter Brusthöhle zu erreichen. Ein erfolgreicher Eingriff kann nur von einem eingespielten chirurgischen Team gewährleistet werden, das in derartigen Notfällen zur Verfügung stehen und von vornherein eine Langzeit-Narkose einleiten muss. In jeder tierärztlichen Einrichtung ist das (besonders zur Nachtzeit) schwierig, so dass der Patient oftmals durch Gewalt verletzt oder gar bei Aussichtslosigkeit der Fremdkörperentfernung nach stundenlangen Versuchen eingeschläfert werden muss.
Hundehalter, besonders diejenigen kleinerer Hunde, müssen es wissen: „Kauknochen“ und Knochen zum Zerbeissen, sozusagen zur Beschäftigung, sind bestens geeignet, einen Hund umzubringen. Hier wäre der legendäre Professor Dr. Lukas Felix Müller, einstmals Direktor der Kleintierklinik an der Freien Universität Berlin zu zitieren: „ Ja, bitteschön, wenn Sie Ihren Hund umbringen wollen, dann geben sie ihm (Kau-)Knochen“.
Dirk Schrader, Hamburg
Tierärztliches
Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche
Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk
Schrader I dr. Steven-F. Schrader
I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp
Schrader I dr. Itamar Tsur
-Tierärzte-