Ausbildung zur „Fachangestellten für Veterinärmedizin“
Der Präsident der Hamburger Handwerkskammer hat es auf den Punkt gebracht. Die Mehrzahl der Auszubildenden mit Haupt- und Realschulabschluss im Handwerksbereich zeigen eine Haltung zu ihrem Beruf, Ihrer Ausbildungsstätte, die mit den Worten: faul, frech und unterbelichtet nicht unbedingt der Realität entsprechend beschrieben wird. Leider ist es oft viel schlimmer: Die meisten Hauptschul- und Realschulabsolventen sind der deutschen Sprache in Schriftform und einfachsten mathematischen Rechnungen nicht mächtig. Hinzu kommt eine für Ausbildungsbetriebe unerträgliche Renitenz, die eine vernünftige Ausbildung meist unmöglich macht: Es sind der gestreckte Mittelfinger und die rollenden Augen, wenn Arbeitsanweisungen erteilt werden.
Die in Hamburg seitens der Tierärztekammer und der Berufsschule hochgelobte „Ausbildung zur Fachangestellten für Tiermedizin“ bedeutet für die meisten Ausbildungsbetriebe permanenten Maximalstress und die Tatsache, dass nach drei Jahren Ausbildung ganz selten die Ausgebildeten vom Betrieb übernommen werden. So landet tatsächlich die Mehrzahl aller Fachangestellten für Veterinärmedizin an den Kassen von Rossmann oder Aldi und Co., bzw. in der Armutsschleife der Arbeitsämter – heute ARGE genannt.
Das Problematische ist, dass die Verantwortlichen für diese Fehlleitung junger Menschen in den Tierärztekammern und in den Berufsschulen sitzen: Ihre Arbeitsplätze und Tätigkeitsfelder sind die Auszubildenden.
30 Jahre Ausbildung von jungen Frauen zur „Tierarzthelferin“ haben mir gezeigt, dass es eher ein Glücksfall ist, so etwas wie ein Lotto-Gewinn, wenn man als Ausbilder am Ende der Ausbildungszeit nicht aufatmet, die Ausgebildete wieder loszuwerden zu können. Ein wirkliches Elend unseres Berufsstandes. Eine soziale Katastrophe, verursacht von der CDU-gesteuerten Hamburger Bildungspolitik.
Hinzukommt, dass die angebliche schulische Qualität, der Unterricht in den Berufsschulen, so beschrieben werden kann: „ Der Lehrer erzählte uns 90 Minuten von seinem Privatleben, seinen Hunden. Unterricht fand nicht statt. Dafür bekamen wir massenhaft Fotokopien mit Lerninhalten zum Lesen mit nach Hause.“
In Hamburg hat sich die Tierärztekammer etwas „Tolles“ einfallen lassen: Um zu einer Examensprüfung zugelassen zu werden, müssen Auszubildende einen „Laborkurs“ und einen „Röntgenkurs“ absolvieren. Diese „Kurse“ darf der Ausbilder bezahlen, wobei meinerseits festzustellen ist, dass für mehrere hundert Euro tatsächlich nur Müll geboten wird, der in keiner Weise zur Qualifizierung als Fachangestellte für Tiermedizin ausreicht. Gut – mag sein, dass Kurse auf diesen Ebenen nicht völlig sinnlos sind – die von Privatleuten geforderten Preise hierfür sind schlicht unverschämte Abzocke. Die gebotenen Inhalte ohne Wert -nämlich Müll.
Wir haben in unserer Praxis etliche Fachangestellte für Tiermedizin auf Probe eingestellt. Es war im Laufe der letzten 5 Jahre keine dabei, die selbständig Laborarbeiten ausführen konnte. Keine war imstande, Röntgenfilme herzustellen ohne gewaltigen Schaden anzurichten: Sie waren tatsächlich nicht in der Lage, die Schubladen mit unbelichteten Röntgenfilmen in der Dunkelkammer nach Öffnung wieder zu schließen… Blut des Patienten abzunehmen war auch nicht möglich ohne das letztendliche Eingreifen eines Tierarztes.
Das bedeutet schlechthin, dass so genannte Fachangestellte für Veterinärmedizin bei uns völlig neu angelernt werden müssen. Sie bringen keinerlei Qualifikation mit – verlangen jedoch ein Mindestgehalt von 1500 €.
Dieser Mißstand – besonders in Hamburg - zeigt, dass die Tierärztekammer und die Berufsschule nicht in der Lage sind, junge Menschen verantwortungsbewußt auszubilden. Sie zeigen die Verantwortung einer Schnecke, nämlich gar keine.
Fazit: Die Einführung des „Berufes der Fachangestellten für Veterinärmedizin“ vor vielen Jahren ist eine glatte Fehlentscheidung von Berufsstandspolitikern.
Die meisten Tierärzte sind mit Sicherheit allein in der Lage, junge Menschen verantwortungsvoll auszubilden und sie für ihre Arbeit anständig zu bezahlen. Für eine derartige Ausbildung bedarf es nicht der Selbstbefriedigung zuständiger Tierärztekammermitglieder bzw. der Arbeitsbeschaffung für Berufsschullehrer.
Dirk Schrader, Hamburg
Tierärztliches
Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche
Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk
Schrader I dr. Steven-F. Schrader
I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp
Schrader I dr. Itamar Tsur
-Tierärzte-