Das Imperium der Schande
Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung
Auszüge aus dem Buch von Jean Ziegler erschienen bei Bertelsmann, aus dem Französischen übertragen von Dieter Hornig.
Zu
den unveräußerlichen Menschenrechten gehört seit der
Amerikanischen und der Französischen Revolution auch das >>Recht
auf das gemeinsame Glück<<. Zur Zeit der Aufklärung
jedoch waren die Produktivkräfte wenig entwickelt und das recht
auf Glück deshalb eine Utopie. Seither haben industrielle,
technologische und wissenschaftliche Fortschritte eine unglaubliche
Steigerung der Produktivkräfte ermöglicht. Nie war die
Menschheit reicher. Gleichzeitig aber hat ein rapide um sich
greifender Prozess der Refeudalisierung eingesetzt. Die
transkontinentalen Konzerne dehnen ihre Macht über den Planeten
aus und fahren astronomische Gewinne ein. Im Jahr 2004 kontrollierten
die 500 größten Konzerne 52 Prozent aller auf der Welt
produzierten Güter.
Das internationale Recht, die UNO
und die demokratische gewählten Regierungen sind weitgehend
geschwächt und ihrer Gestaltungskraft beraubt. Nie waren Elend
und Hunger größer. 100 000 Menschen sterben täglich
an am Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. In den Ländern
der Dritten Welt rackern sich die Menschen buchstäblich zu Tode,
um die Schuldenberge abzutragen, die von korrupten Diktatoren in
Komplizenschaft mit den Konzernfürsten des Nordens angehäuft
wurden.
Das lähmende Gefühl der Schande, das wir
alle empfinden angesichts von Hunger und Armut, kann umschlagen und
zu einer Macht der Veränderung werden.
Die Aufklärung
– die Ideen der Philosophen des achtzehnten Jahrhunderts –
barg eine ungeheure Hoffnung. Sie öffnete den Horizont auf eine
menschliche Existenz ohne Not, ohne Ausbeutung und
Unterdrückung.
Heute, über zwei Jahrhunderte später,
könnte die Menschheit endlich über die Mittel verfügen,
um diesen Ideen materielle Geltung zu verschaffen. Doch die realität
sieht anders aus: Hunger und Elend sind schlimmer als je zuvor. Eine
neue Klasse von Feudalherrschern, die Kosmokraten der großen
Konzerne, maßt sich an, der Welt ihr Gesetz aufzuzwingen. Ihre
Profitgier ist grenzenlos und steht den elementaren Interessen der
Menschen entgegen.
„…wir müssen alle
Verhältnisse umwerfen, in denen der Mensch ein geknechtetes, ein
verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“
„
Es kommt nicht darauf an, den Menschen der Dritten Welt mehr zu
geben, sondern ihnen weniger zu stehlen.“
„Wir
halten folgende Wahrheiten für unumstößlich( self
evident ): Alle Menschen wurden in Gleichheit erschaffen; der
Schöpfer hat ihnen unveräußerliche Rechte gegeben,
deren erste da sind: das Recht auf Leben, das Recht auf Freiheit, das
Recht auf das Streben nach Glück ( pursuit of happiness )
…Um den Genuss dieser Rechte zu sichern, haben sich die
Menschen Regierungen gegeben. Deren Legitimität beruht auf der
Zustimmung der Bürger … Wenn eine Regierung, was immer
auch ihre Form sein mag, sich von diesen Zielen entfernt, hat das
Volk das Recht, sie zu stürzen und eine neue Regierung
einzusetzen….
Thomas Jefferson und Benjamin
Franklin in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten
Staaten vom 4.Juli 1767
In
der Nacht des 4. August 1789 haben die Abgeordneten der
Nationalversammlung das Feudalsystem in Frankreich abgeschafft. Heute
müssen wir mit ansehen, wie die Welt von neuem feudalisiert
wird. Die despotischen Herrscher sind wieder da. Die neuen
kapitalistischen Feudalsysteme besitzen nunmehr eine Macht, die kein
Kaiser, kein König, kein Papst vor ihnen je besessen hat.
Die
500 mächtigsten transkontinentalen kapitalistischen
Privatgesellschaften der Welt – in der Industrie, im Handel, in
den Dienstleistungen, im Bankwesen – kontrollierten im Jahr
2004 52 % des Weltsozialprodukts, mit anderen Worten: mehr als die
Hälfte aller Güter, die auf unserem Planeten innerhalb
eines Jahres erwirtschaftet werden.
Der Hunger, das Elend, die
Unterdrückung der Armen sind entsetzlicher als je zuvor.
>>Eu
ten ho que superar a vergonha de catar no lixo<<
(>>
Ich muss meine Scham überwinden, um in den Mülltonnen zu
wühlen..<<
Wenn es dem Hungernden nicht gelingt,
seine Scham zu überwinden, dann stirbt er. Es kommt vor, dass
brasilianische Kinder sich in der Schule aufgrund von Blutarmut
nicht auf den Beinen halten können. Auf den Baustellen erleiden
Arbeiter Schwächeanfälle infolge von Unterernährung.
In den Elendsvierteln Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, die von den
Vereinten Nationen schamhaft als >>ungesunde Behausungen<<
bezeichnet werden, dort, wo 40 % der Weltbevölkerung leben,
machen Ratten den Hausfrauen die magere Kost der Familie
streitig.
In den favelas im Norden Brasiliens kommt es
häufig vor, dass die Mütter abends in einem Topf Wasser zum
Kochen aufsetzen und Steine hineinlegen. Ihren vor Hunger weinenden
Kindern sagen sie „ Das Essen ist gleich fertig..“ in der
Hoffnung, dass die Kinder bald einschlafen werden.
Für
Immanuel Kant entspringt das Gefühl der Schande der Entehrung.
Es bringt die Empörung über ein Verhalten zum Ausdruck,
über eine Situation, über erniedrigende, herabwürdigende
und niederträchtige Taten und Absichten, die im Widerspruch
stehen zu einem ursprünglichen, >>jedem Menschen kraft
seiner Menschheit, zustehende(n) Recht<<
Die
Attentate vom 11. September 2001 in New York, Washington und
Pennsylvania haben eine dramatische Beschleunigung dieses Prozesses
der Refeudalisierung bewirkt. Sie waren für die neuen Despoten
der Anlass, die Welt in Besitz zu nehmen. Sich der Ressourcen zu
bemächtigen, die für die Glückseligkeit der Menschheit
notwendig sind. Die Demokratie zu vernichten.
Die letzten Dämme
der Zivilisation drohen zu brechen. Das internationale Recht liegt in
den letzten Zügen. Die Organisation der Vereinten Nationen und
ihr Generalsekretär werden rüde behandelt und diffamiert.
Die kosmokratische Barbarei kommt mit Riesenschritten
voran.
Benjamin Franklin und Thomas Jefferson haben als Erste
das Recht des Menschen auf das Streben nach Glück formuliert.
Ihre Forderung, die von Jacques Roux und seinen Anhängern
aufgegriffen wurde, ist zum wesentlichen Antrieb der Französischen
Revolution geworden.
Aus der Erkenntnis entspringt der Wille zum
Kampf, aus dem Kampf entspringen die Freiheit und die materiellen
Voraussetzungen für das Streben nach Glück. Die Zerstörung
der kannibalischen Weltordnung ist Sache der Völker.
Der
französische Philosoph Régis Debray schreibt: >>Die
Aufgabe des Intellektuellen besteht darin zu sagen, was ist. Seine
Aufgabe ist es nicht zu verführen, sondern zu bewaffnen.
Hören
wir Gracchus Babeuf, der in seiner berühmten Rede nach dem
Massaker auf dem Marsfeld in Paris ausrief:
„Ihr
Niederträchtigen, ihr schreit, man müsse den Bürgerkrieg
verhindern, man dürfe die Fackel der Zwietracht nicht unter das
Volk werfen. Und welcher Bürgerkrieg ist empörender als
derjenige, der alle Mörder auf der einen Seite und alle
wehrlosen Opfer auf der anderen präsentiert! Möge der
Kampf beginnen um das berühmte Kapitel der Gleichheit und des
Eigentums! Möge das Volk alle barbarischen Institutionen
stürzen! Möge der Krieg des Reichen gegen den Armen
endlich diesen Anschein großer Kühnheit auf der einen und
großer Feigheit auf der anderen Seite einbüßen. Ja,
ich wiederhole, alle Missstände sind auf ihrem Gipfel, sie
können sich nicht verschlimmern, sie können nur durch den
totalen Umsturz beseitigt werden.“
Heute haben sich
neue Feudalsysteme herausgebildet, die unvergleichlich mächtiger,
zynischer, brutaler und gerissener sind als die früheren,
nämlich die transkontinentalen Privatgesellschaften der
Industrie, des Bankwesens, des Dienstleistungssektors und des
Handels. Sie üben eine planetarische Macht aus. Sie sind die
Herrscher des Imperiums der Schande.
Die Herrscher des
Imperiums der Schande, die Kosmokraten, organisieren ganz bewusst
den Mangel. Und dieser Mangel gehorcht der Logik der
Profitmaximierung.
Der Preis einer Ware hängt von ihrer
Knappheit ab. Je knapper ein Gut ist, desto höher der Preis. Die
Fülle und die Kostenlosigkeit sind der Albtraum der Kosmokraten,
die übermenschliche Anstrengungen unternehmen, um diese Aussicht
zu zerstören. Nur die Knappheit garantiert den Profit. Also muss
man sie organisieren!
Die Kosmokraten verabscheuen insbesondere
Kostenlosigkeit, die die Natur ermöglicht. Sie sehen darin eine
unlautere und unerträgliche Konkurrenz. Die Patentierung des
Lebendigen, der genetisch modifizierten Pflanzen und Tiere sowie
Privatisierung der Wasserquellen sollen dieser unzulässigen
Kostenlosigkeit ein Ende bereiten. Die Knappheit der
Dienstleistungen, des Kapitals und der Güter zu organisieren ist
unter diesen Bedingungen die vorrangige Tätigkeit der Herrscher
des Imperiums der Schande.
Doch diese organisierte Knappheit
vernichtet alljährlich das Leben von Millionen Männern,
Frauen und Kindern auf der Erde.
Das Elend hat heute ein
schrecklicheres Ausmaß angenommen als in jeder anderen Epoche
der Geschichte. Mehr als 10 Millionen Kinder unter fünf Jahren
sterben pro Jahr an Unterernährung, Seuchen und
Wasserverschmutzung. 50 % dieser Todsfälle ereignen sich in den
sechs ärmsten Ländern des Planeten. 90% der Opfer befinden
sich in 42 % der südlichen Länder.
Die Kinder werden
nicht von einem objektiven Mangel an Gütern vernichtet, sondern
von der ungleichen Verteilung dieser Güter. Also von einem
künstlichen Mangel.
Für 86 der 1919 Mitgliedländer
der Vereinten Nationen stellen landwirtschaftliche Produkte den Kern
ihrs Exporteinkommens dar. Doch die Kaufkraft dieser Produkte ist
heute nur mehr ein Drittel oder noch weniger als vor vierzig
Jahren.
Der Anteil der 42 ärmsten Länder der Welt am
Welthandel belief sich im Jahr 1970 auf 1.7 %. Im Jahr 2004 beträgt
er 0.6 %.
Vor vierzig Jahren litten 400 Millionen Personen an
permanenter und chronischer Unterernährung. Heute sind es 842
Millionen..
In den Ländern der südlichen Hemisphäre
füllen sich die Massengräber aufgrund von Epidemien und
Hungersnöten mit immer zahlreicheren Opfern. Ausgrenzung und
Arbeitslosigkeit herrschen in der westlichen Welt.
Aber die
neuen kapitalistischen Feudalsysteme gedeihen prächtig. Die
Kapitalrendite der 500 mächtigsten transkontinentalen
Gesellschaften der Welt belief sich seit 2001 auf jährlich 15 %
in den Vereinigten Staaten und auf 12 % in Frankreich. Die
finanziellen Mittel dieser Gesellschaften übersteigen bei Weitem
deren Investitionsbedürfnisse: Die Rate der Selbstfinanzierung
beläuft sich heute in Japan auf 130 %, in den Vereinigten
Staaten auf 115 % und in Deutschland auf 110 %. Was machen unter
diesen Bedingungen die neuen Feudalherren? Sie kaufen an der Börse
in großen Mengen ihre eigenen Aktien auf. Sie schütten den
Aktionären enorme Dividenden aus und den Managern astronomische
Gratifikationen.
Und dennoch wachsen die überflüssigen
Gewinne ständig weiter.
Der französische Ökonom
Eric Le Boucher stellt nüchtern fest: „Die internationalen
Konzerne sitzen auf einem beträchtlichen Berg von Gold… ,
mit dem sie nichts mehr anzufangen wissen.“
Natürlich
gäbe es vernünftige Lösungen für dieses Problem:
Warum senken die Kosmokraten nicht die Preise ihrer Produkte? Das
wäre für sie eine Möglichkeit unter anderen, einen
Teil der angehäuften Gewinne zurückzugeben. Könnten
sie nicht auch die Löhne erhöhen, neue Arbeitsplätze
schaffen und soziale Investitionen tätigen, insbesondere in den
Ländern der südlichen Hemisphäre?
Doch die
Kosmokraten verabscheuen jede Vorstellung einer voluntaristischen
Intervention in das freie Spiel des Markes. Und weit davon entfern,
ihre überflüssigen Gewinne wenigstens ein bisschen
umzuverteilen, bauen sie hunderttausende Arbeitsplätze ab,
senken die Löhne, schränken die Sozialausgaben ein und
führen auf dem Rücken der Lohnabhängigen Fusionen
durch.
Und in Afrika? In den meisten Ländern des
Kontinents werden die Bewohner vom Hunger und von Seuchen
heimgesucht: Die Kinder haben keine Schulen, die einen solchen Namen
verdienten. Die permanente und massive Arbeitslosigkeit zerstört
die Familien. Doch die sehr reichen Afrikaner ( sie besitzen heute
zusammengerechnet Privatvermögen von cirka 600 Milliarden
Dollar während es im Jahr 2002 weniger als 500 waren)
investieren nur ausnahmsweise in die Wirtschaft ihres Herkunftlandes.
Sie legen ihr Geld dort an, wo es die höchsten Erträge
bringt, sie scheren sich nicht im Geringsten um den Bedarf an
sozialen Investitionen im eigenen Land.
Unter den Beutejägern
der afrikanischen Wirtschaften befinden sich eine Mehrheit von hohen
Beamten, Ministern und Präsidenten aus diesen Ländern. Denn
der spektakuläre Anstieg der Zahl der afrikanischen
Dollarmillionäre erklärt sich weitgehend aus der
Korruption.
Im
Imperium der Schande, das vom organisierten Mangel regiert wird, ist
der Krieg nicht mehr eine zeitweilige Erscheinung, sondern permanent.
Er stellt nicht mehr eine Pathologie dar, sondern die
Normalität.
Diese neue Kosmogonie und diese neuen
Praktiken bezeichne ich als strukturelle Gewalt.
Heute ist die
Ausübung der extremen Gewalt zur dominanten Kultur geworden. Sie
herrscht unangefochten und permanent. Sie ist der ganz gewöhnliche
– ideologische, militärische, ökonomische und
politische – Ausdruck der kapitalistischen Feudalsysteme.
Die
Rüstungsausgaben aller Staaten der Welt haben im Jahr 2004 die
1000 Milliarden Doller überstiegen. 47% dieser Ausgaben wurden
von den Vereinigten Staaten getätigt.
Der derzeitige
>>Weltkrieg gegen den Terrorismus<<, der von den
Vereinigten Staaten geführt wird, veranschaulicht beinahe
perfekt die strukturelle Gewalt, die der Ordnung der Kosmokraten
innewohnt. Allein der Krieg im Irak kostet die Vereinigten Staaten
4.8 Milliarden Dollar pro Monat (Berechnungszeitraum September 2003
bis September 2004).
Gegen die von George W. Bush, Ariel
Scharon und Wladimir Putin ( im Irak und in Afghanistan, in Palästina
und in Tschetschenien) begangenen Verbrechen erheben sich kleine
fanatisierte Gruppen von blutrünstigen Terroristen. Auf den
Staatsterrorismus antwortet der Terrorismus der Splittergruppen. Und
mögen die Anführer auch aus den wohlhabenden Schichten
Saudi-Arabiens, Ägyptens oder anderswoher stammen, die
>>Soldaten<< werden gewöhnlich unter den ärmsten
Bevölkerungen der shanty towns von Karatschi, der Slums
von Casablanca, oder der entlegenen Weiler im Hindukusch angeworben.
Die Absurdität der Militärausgaben springt ins Auge: Das
Elend ist der Boden, auf dem der Splitterterrorismus gedeiht;
Erniedrigung, Elend, Angst vor der Zukunft speisen weitgehend die
Aktionen der Kamikazekrieger.
Ein Bruchteil der Summen, die in
den >>Weltkrieg gegen den Terrorismus<< investiert
werden, würde vollständig ausreichen, um die schlimmsten
Plagen, die die im Stich gelassenen Bevölkerungen auf dem
Planeten quälen, aus der Welt zu schaffen. Doch der >>Weltkrieg
gegen den Terrorismus<< macht diejenigen, die ihn führen
blind. Dieser Krieg hat keine klar identifizierten Feinde. Er hat
auch kein absehbares Ende. Er ist ein tausendjähriger
Krieg.
Die Kosmokraten und ihre Helfershelfer im Weißen
Haus, im Pentagon und in der CIA, kurz alle verantwortlichen dieses
>>Weltkriegs gegen den Terrorismus<< entwickeln eine
ontologische Konzeption des Bösen. Sie bestimmen selber und in
aller Freiheit, wen sie als Terroristen betrachten. Terrorist ist
derjenige, den die (amerikanischen, israelischen, russischen usw,)
Herrschenden als solchen betrachten. Sie praktizieren den
Präventivkrieg.
„Meine Meinung ist, dass wir im
Krieg sind, in einem Weltkrieg gegen den Terror, und dass diejenigen,
die damit nicht einverstanden sind, zum Großteil Terroristen
sind“
Donald Rumsfeld, amerikanischer
Verteidigungsminister
Was für
eine gigantische Heuchelei! Man behauptet zu kämpfen
(bombardieren, massakrieren usw.) um Gerechtigkeit und Frieden in die
Welt u bringen und verfolgt doch nur sein ganz persönliches
Privatinteresse. Denn hinter den amerikanischen Präventivkriegen
stehen, wie jeder weiß, als primäre Motivation die
Finanzinteressen der transkontinentalen kapitalistischen
Gesellschaften.
In der Rangliste der bislang auf der Welt
bekannten Erdölreserven steht der mesopotamische Boden an
zweiter Stelle: geschätzte 112 Milliarden Barrel. Und die
Fachleute meinen, dass die noch nicht ermittelten Vorräte
gigantisch sind. Einige Meter Bohrungen reichen aus, um das schwarze
Gold hervorquellen zu lassen. Und während der Selbstkostenpreis
für ein Barrel Rohöl in Texas 10 Dollar und in der Nordsee
15 Dollar beträgt, beläuft er sich im Irak auf weniger als
einen Dollar.
Die transkontinentalen Gesellschaften
Halliburton, Kellogg and Root, Chevron und Texaco haben bei dem
Überfall auf die irakischen Ölfelder eine entscheidende
Rolle gespielt. Vizepräsident Dick Cheney selbst war Präsident
von Halliburton gewesen, die derzeitige Außenministerin
Condoleezza Rice war Direktorin bei Chevron, genauso wie
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Präsident George W. Bush
verdankt sein beträchtliches Privatvermögen den texanischen
Ölmagnaten.
Die transkontinentalen Gesellschaften, die
Kriegswaffen herstellen und vertreiben, sowie die Investmentfonds,
die auf die Finanzierung militärischer Elekronik spezialisiert
sind ( wie die Carlyle Group) profitieren tagtäglich vom
massiven Anstieg des durch die >>terroristische Bedrohung<<
gerechtfertigten Militärhaushalts. Nun gehören in den
Vereinigten Staaten zahlreiche Fernsehkanäle mit einer täglichen
Zuseherschaft von Dutzenden Millionen Personen den Waffenfabrikanten.
NBC zum Beispiel ist Eigentum des Konzerns General Electric, der
weltweit einer der größten Hersteller militärischer
Elektronik ist…
„ Die Armee Gottes im Hause
Gottes, in Gottes Königreich.. Wir sind zu einer solchen Mission
erzogen worden (den Kampf gegen den muslimischen Terror)..Die Muslime
hassen uns, weil wir eine christliche Nation sind.. Der Feind ist
eine Kreatur, die Satan heißt… Mein Gott ist größer
als der ihrige.. ich weiß, daß mein Gott ein wahrer Gott
ist und ihrer ein Götze“
Wer sagt so etwas? Der
Autor dieser unsterblichen Worte ist einer der angesehensten aktiven
Generäle der amerikanischen Streitkräfte General William
„Jerry“ Boykin.
Und wie sollte man nicht
angewidert sein von den im International Herald Tribune
publizierten Fotos von George W. Bush und dessen wichtigsten
Komplizen, wie sie mit zum Gebet gefalteten Händen und
geschlossenen Augen die Ellenbogen auf den riesigen Mahagonitisch im
Cabinet Room aufstützen und den Segen Gottes erflehen für
ihre Bombardements auf die überbevölkerten, wehrlosen
Städte in Mesopotamien und Afghanistan?