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Neues von Herrn P.
Nr.
1
17.8.2007
Die Freude ist groß: Der Vorstand des
Hamburger Tierschutzvereins will eine außerordentliche
Mitgliederversammlung einberufen. Noch weiß allerdings außer
den Herrschaften selbst niemand, wann das sein wird. „Spätestens
im Oktober“, wie der Bundesgeschäftsführer des
Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, am Donnerstag im
Hamburger Abendblatt zitiert wurde? Oder „frühestens
Anfang Oktober“, wie der NDR am heutigen Freitag
unter Berufung auf Herrn Schröder meldet?
Nur so viel ist
sicher: Die Mitgliederversammlung kann laut HTV-Statut erst sechs
Wochen nach der offiziellen Einladung stattfinden. Und mit dieser
lässt der Vorstand sich immer noch Zeit. Über die Gründe
des Herrn P. und seines Gefolges für ihr Zögern kann man
nur Mutmaßungen anstellen. Jedenfalls, das ist offensichtlich,
sie sind mit allen Mitteln bemüht, Zeit zu
schinden.
Nichtsdestotrotz, Herr Schröder drückt
namens des DTB seine Genugtuung aus. „Sehr froh“ sei der
Deutsche Tierschutzbund, dass Herr P. „zum ersten Mal ein
unverzügliches Handeln angekündigt hat“. Nun,
dort beim DTB ist man verständlicherweise leicht zufrieden zu
stellen. Herr Apel hat jahrelang weggesehen und die Beschwerdebriefe
aus Hamburg, in denen er von HTV-Mitgliedern immer wieder auf die
Missstände in seinem hiesigen Landesverband hingewiesen wurde,
in den Papierkorb geworfen. „Wolfgang Apel und
HTV-Geschäftsführer Wolfgang Poggendorf sind langjährige
Weggefährten“, hieß es vor nicht allzu langer Zeit
in der HTV-Vereinszeitschrift ich & du. Darüber kann
sich nun jeder seine eigenen Gedanken machen...
Die BILD,
deren extreme und vielleicht nicht ganz zufällige Zurückhaltung
mit Berichten zur „Affäre Poggendorf“ übrigens
auffällt, hat am heutigen Freitag das Fax abgedruckt, das der
HTV-Vorstand gestern an RA Engelke schickte. Es lautet:
„Der
Vorstand hat auf seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag
beschlossen, eine außerordentliche Mitgliederversammlung
einzuberufen und wird dies auch unverzüglich tun. Die
Vorbereitungen dazu laufen, z.B. die juristische Prüfung der von
Ihn en eingereichten Anträge nach § 15, Absatz 4 Nr. 2 der
Satzung, die Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit etc. Wenn
Sie gleichwohl meinen, die zuständigen Gerichte befassen zu
müssen, kann Ihnen das niemand verwehren; ob es sinnvoll ist,
entscheiden Sie bitte selber.“
Der Schlusssatz ist
eine Verhöhnung nicht nur von Herrn RA Engelke, sondern auch der
über 100 Mitglieder, die mittlerweile unterschriftlich eine
außerordentliche Mitgliederversammlung gefordert haben, auf der
es hauptsächlich um die Neuwahl des Vorstands gehen soll. Ob
dieser Punkt aber auf der Tagesordnung der vom HTV-Vorstand jetzt
versprochenen Versammlung stehen soll, steht vorläufig in den
Sternen. Man muss damit rechnen, dass die für den Vorstand
tätigen Anwälte diesbezüglich alles ausschöpfen
werden, was die wirklichen Verhältnisse in diesem Land hergeben.
Und Vereine sind nun einmal, selbst wenn sie pro Jahr 1,6 Millionen
Euro vom Staat kassieren, in der Realität weitgehend ein
rechtsfreier Raum, in dem Despoten sich ungestraft und unkorrigierbar
austoben können. Ich habe dies im November 2000 selbst erlebt,
als ich gemeinsam mit Simone Runde unter Bruch des Vereinsstatus von
einer Mitgliederversammlung ausgeschlossen wurde.
Kurzer
Blick zurück: Am 1. Juli veröffentlichte das Hamburger
Abendblatt die ersten Enthüllungen über das Sylter
Super-Schnäppchen des Herrn P. Am 27. Juli behauptete DTB-Chef
Apel nach einem Gespräch mit Herrn P., dieser habe ihm
versichert, an einer baldigen Mitgliederversammlung interessiert zu
sein. (Hamburger Abendblatt) Zu früh gefreut oder
schlecht hingehört, Herr Apel! Denn am 31. Juli meldete das
Hamburger Abendblatt:
Der
Vorstand des Hamburger Tierschutzvereins (HTV) will offensichtlich
doch keine außerordentliche Mitgliederversammlung im
Zusammenhang mit der Immobilienaffäre um den Vorsitzenden
Wolfgang Poggendorf einberufen. Das ließ Poggendorf gestern dem
Abendblatt durch seinen Rechtsanwalt Hartmut Reclam ausrichten. Das
sei keine Einzelentscheidung Poggendorfs, sondern des gesamten
Vorstandes. Die nächste "reguläre"
Mitgliederversammlung soll im ersten Halbjahr 2008 abgehalten werden.
Der Deutsche Tierschutzbund reagierte überrascht auf diese
Nachricht: "Wir haben von Herrn Poggendorf eine Zusage, dass es
umgehend eine Mitgliederversammlung geben soll...“
Das
Wort von Herrn Poggendorf scheint manchmal nicht viel wert zu sein.
Aber dieser Verdacht hat mittlerweile offenbar sogar die
Staatsanwaltschaft beschlichen.
Folge: RA Engelke, ehemaliger
Schatzmeister des HTV, begann, Unterschriften für eine
außerordentliche Mitgliederversammlung zu sammeln. Unterdessen
durchsuchten am 2. August Polizisten und Kriminalbeamte das Tierheim
an der Süderstraße, Herrn P.’s Eigentumswohnung und
sieben andere Objekte. Darunter zwei Höfe, die der HTV-Vorstand
angeblich weit unter Wert verkauft hatte. Am 4. August meldeten die
Hamburger Medien, dass bei der Polizei eine Sonderkommission zur
Unersuchung der Vorwürfe gebildet worden sei.
Es folgte
am 7. August wie ein Paukenschlag die Meldung: „Poggendorf gibt
auf!“ Einem Bericht der BILD zufolge hatte Herr P. deren
Lokalredakteur Christian Kersting anvertraut, der HTV-Vorstand wolle
eine Mitgliederversammlung einberufen, Neuwahlen abhalten, und er
selbst werde nicht wieder für den Vorsitz
kandidieren.
Vielleicht hatte Herr P. geschwindelt. Vielleicht
aber hatte auch Herr Kersting nicht richtig zugehört.
Jedenfalls: Zehn Tage sind seither vergangen. Und es gibt weder eine
definitive Zusage des Vorstands, eine Neuwahl durchzuführen,
noch nimmt Herr P. öffentlich dazu Stellung, ob er im Fall einer
Neuwahl nicht doch wieder für den Vorsitz kandidieren
will.
Fazit: Man muss das Schlimmste befürchten. Sofern
Herr P. nicht hinter Schloss und Riegel muss, könnte er sich von
der Lust am Weitermachen hinreißen lassen. Und wer sagt denn,
dass eine offensichtlich desinteressierte oder verblödete
Vereinsmitgliedschaft ihm nicht erneut ihr Vertrauen aussprechen
würde, wenn es überhaupt zur Neuwahl kommt?
Schließlich:
Es fällt auf, dass sich einige Promis als Retter des HTV
aufdrängen wollen und dass der Deutsche Tierschutzbund sogar
einen Nicht-Hamburger in Reserve hält, den er gern als
Statthalter einsetzen würde – während auf der anderen
Seite anscheinend bisher kein Vereinsmitglied seinen Hut in den Ring
geworfen hat. Die Chancen für Herrn P., dass man ihn noch bitten
wird, um Himmelswillen weiterzuwurschteln, stehen gar nicht so
schlecht.
Knut Mellenthin