Wie
gesund ist Ihr Hund wirklich?
Chronische Darmerkrankungen, Eiweiss- und Kohlehydrat-Unverträglichkeiten, Hauterkrankungen, Allergien bis hin zu Krebserkrankungen bei Hunden, treten immer häufiger auf – parallel zu den der Menschen und nehmen in den letzten 10 Jahren immer mehr zu.
Die häufigsten Symptome sind akute und chronische Durchfälle!
Wo sind die Ursachen hierfür?
Interview zu diesem Thema mit dem Tierarzt Dirk Schrader.
Hounds & People: Guten Tag Herr Schrader
Dirk Schrader: Tag, Frau Ebenhoch
Hounds & People: Durchfallerkrankungen bei Hunden treten ja immer häufiger auf. Wie viele Patienten landen, mit dem Symptom akuter und chronischer Durchfall, bei Ihnen in der Klinik ?
Dirk Schrader: Es hängt tatsächlich von der Jahreszeit ab. Wenn es nach einem warmen Sommer plötzlich nass und kühl wird und unser Parkplatz nach Regen aussieht, dann haben wir eine stark ansteigende Zahl an Durchfallpatienten. Die meisten Hundehalter kommen aber erst dann, wenn ihr Hund in die Wohnung kotet…
Hounds & People: Warum ist das so und wo sind die Ursachen hierfür?
Dirk Schrader: Die Gründe liegen in einer Instabilität der normalen Darmflora. Ist diese reduziert oder “ausgedünnt”, dann ist viel Platz für pathogene Bakterien, die meist einem viralen Infekt folgen.
Hounds & People: Also ist eine stabile Darmflora die Voraussetzung für ein funktionierendes und gesundes Immunsystem. Wodurch wird die Darmflora geschwächt?
Dirk Schrader: In der Tat. Der Darm ist die größte “Oberfläche” des Körpers, besiedelt mit einen Unzahl nützlicher Bakterien, die bei der Verdauung helfen und dem Immunsystem viele sinnvolle Reize zuführen.
Der Tierhalter in Deutschland tut aber alles, damit die Darmflora “platt” gemacht wird. Die Vielzahl der chemischen Zusatzstoffe im handelüblichen Futter sind in ihren interaktiven Reaktionen nicht erforscht und töten die gesunde Darmflora mehr oder minder schnell ab. Damit wird Platz geschaffen für zufällige pathogene Keime.
Nichts stellt sich ihnen in den Weg. Sie haben “freies Schussfeld” und können sich ungehindert vermehren. Ihre Toxine bringen dann sehr schnell den Darm zum Zittern – sprich zu einer Hypermobilität – sprich: Durchfall.
Hounds & People: Was können Hundebestitzer tun damit ihr Hund gesund bleibt und eine funktionierendes Immunsystem hat.
Dirk Schrader: Die sollten mal umdenken und den chemischen Müll aus den Kaufhäusern liegen lassen, selbst Futter bereiten oder sich bei Zeitmangel an Hersteller wenden, die im juristischen Sinne ihre Produkte nicht mit Zusätzen versehen.
Hounds & People: Viele Hundebesitzer sagen aber, daß ihre Hunde erst dann Durchfall bekommen würden, wenn sie ihnen das Futter zubereiten. Dann würden sie ihren Hunden lieber das gewohnte Industriefutter geben, das der Hund ja vertragen und der Hund dann „gesund“ wäre.
Dirk Schrader: Der Organismus des Hundes und der Katze stellt sich vollkommen auf das Industriefutter ein. Eine kleine, auch eine klitzekleine Änderung in der Ernährung führt dann logischerweise zu Durchfällen: die stabile Darmflora ist ja weg, die verbliebenen Darmkeime können “mal eben” das neue Angebot nicht bewältigen.
Es kommt dann durch die pathogenen Fäulniskeime zu Blähungen, also Flatulenz, die freun´sich ´n Ast über Eiweiße und Kohlenhydrate, die nicht chemisch behandelt worden sind. So ist das…
Hounds & People: Die größte Bedrohung für die meisten Hundebesitzer ist aber das Essen vom Tisch oder eine Semmel die der Hund unterwegs findet und frisst. Dies wird dafür verantwortlich gemacht, dass der Hund Durchfall bekommt. Nicht das Industriefutter!
Die meisten Hunde werden sogar dafür bestraft oder Trainern viel Geld dafür bezahlt den Hunden mit allen Mitteln abzugewöhnen Essensreste gleich woher zu fressen! Von den Tierärzten wird ihnen dies bestätigt und der Hund bekommt anschliessend eine Spritze mit Antibiotika und ein Diät-Trocken- oder Dosenfutter. Ist das nicht absurd?
Dirk Schrader: Das ist nicht nur absurd, sondern auch kriminell. Hier wird durch Verkaufsagitation der Tierhalter an der Nase herumgeführt – sehr zum Segen der Verkaufszahlen von Fertigfutter.
Hounds & People: Der Durchfall ist nach dem Antibiotikum und dem Diätfutter weg. Der Hund bekommt nur noch Diät- oder Trockenfutter. Der Hundebesitzer ist der Meinung der Hund sei wieder gesund und würde nur dann krank werden, wenn er dies nicht einhalten würde. Wie lange hält ein Hundedarm diesen Kreislauf aus? Und was sind die Folgen hiervon?
Dirk Schrader: Irgendwann ist die Darmökologie mal “fertig”. Es kommt zu peripheren Störungen wie Hautkrankheiten, Organkrankheiten uns Krebs.
Hounds & People: Bedeutet dies aber dann nicht, daß vielmehr der Hund gesund ist und eine stabile Darmflora besitzt, der alles fressen kann – auch mal eine Semmel von der Strasse – ohne gleich Durchfall zu bekommen?
Dirk Schrader: So ist es tatsächlich.
Hounds & People: Was soll der Hundebesitzer aber nun tun, wenn akuter Durchfall auftritt? Die meisten Menschen geraten in Panik, wenn dies passiert, der Hund nicht mehr frisst und sich dann nach einem Tag Blut im Kot befindet.
Dirk Schrader: Blut im Kot erscheint dann, wenn Bakterien oder deren Toxine die Darmzotten so schädigen , dass Kapillaren reißen. Man sieht dann hellrotes akut ausgetretenes Blut auf dem Kot. Das ist meist kein Drama, weist aber eben auch auf Zerstörung. Sich abwartend zu verhalten ist aber nicht unvernünftig.
In so einer Situation sollte man den Hund nicht zwingen, etwas zu fressen. Er ist ja gerade erst dabei, sich von bakteriellen Einflüssen zu befreien.
Natürlich sind Quell- und Gerbmittel, wie man sie in “Moorerde” findet, nicht verkehrt. Man bekommt so etwas ja in jedem “Futterhaus”.
Hounds & People: Was ist mit der Moroschen Karottensuppe, die Sie ja auch empfehlen?
Dirk Schrader: Ja , das ist auch eine vernünftige Sache. Man sollte das immer probieren. Karotten können ja auch Antibiotika ersetzen.
Hounds & People: Wie lange sollen die Menschen warten bevor sie zum Tierarzt gehen und worauf sollen sie achten?
Dirk Schrader: Jeder Hundehalter sollte seinem “guten Gefühl” folgen. Wie ich schon sagte: Der aufmerksame Hundehalter merkt sofort, wenn sein Hund wirklich krank wird.
Hounds & People: Bei Welpen oder jungen Hunden kann Durchfall lebensgefährlich werden. Warum?
Dirk Schrader: Diese kleinen Wesen haben kein stabiles Immunsystem. Es soll sich ja erst entwickeln. Deshalb ist Durchfall bei Welpen und Junghunden “so´ne Sache”. Entweder harmlos oder – garnicht.
Im Vordergrund steht immer die Frage: “Nimmt Ihr Hund seine Nahrung gern zu sich?” Kranke Welpen und Junghunde verweigern sofort die Nahrung. Das bekommt doch wohl jeder Depp mit, oder?
Hounds & People: Wenn die Darmflora beim Welpen und jungen Hunden sich entwickeln muss und erst mit einem Jahr stabil ist, kann der Welpe und junge Hund überhaupt eine stabile Darmflora aufbauen, wenn er von klein an nur Industriefutter, also denaturiertes Fressen bekommt?
Dirk Schrader: Er kann es eben nicht.
Hounds & People: Ist nicht ein stabiles Immunsystem auch der beste Schutz gegen Infektionserkrankungen?
Dirk Schrader: Ja, genau, so isses…
Hounds & People: Was sind die Folgen, wenn bereits Welpen nur mit Industriefutter ernährt werden und nie natürliche Nahrungsmittel bekommen.
Dirk Schrader: Sie werden sehr schnell auffällig, was bedeutet, dass sie immer häufiger “den Tierarzt sehen” …
Hounds & People: Was kann man tun wenn die Darmflora des Hundes völlig zerstört ist oder sich nie entwickelt hat?
Dirk Schrader: Bei vielen Hunden schaffen wir es, den Darm zu renaturieren.
Das geht so: Loch im Garten graben: Industrienahrung rein. Rasen drüber sähen.
Natürliche Nahrung selber herstellen (kindergerechte Nahrung) oder bei Zeitmangel Hersteller von Hundenahrung bitten diese zuzusenden, die wie selbst zubereitet ist. Dazu kommt für Wochen und Monate eine regelmäßige Zugabe von Probionten, d.h., natürlichen Bakterien, so wie sie auch im gesunden Darm vorkommen.
Wir verwenden seit längerem EM (Effektive Mikroorganismen) aus Japan. Dieses Produkt ist zwar nicht für die Veterinärmedizin “zugelassen”, aber der Erfolg gibt und recht: Es eine hochwirksame und sehr preisgünstige Angelegenheit.
Hounds & People: Das industriell hergestellte Hundefutter, wurde nach dem Vorbild des Industriefutters für Nutztiere in der Massentierhaltung entwickelt. In der Massentierhaltung werden die Tiere ebenfalls nicht natürlich ernährt, sondern mit denaturiertem Futter. Gibt es hier nicht Parallelen?
Dirk Schrader: Ja. Die Rinder und Schweine erhalten eine Nahrung, die ebenfalls mit viel Chemie haltbar gemacht worden ist. Dazu Antibiotika bis zum “Gehtnichtmehr”.
Hounds & People: Ist das geschwächte Immunsystem der Nutztiere durch die Ernährung und Haltung in der Massentierhaltung der Grund warum die Tiere anfällig für Krankheiten sind und permanent Antibiotika verabreicht bekommen – ähnlich wie bei Hunden?
Dirk Schrader: Genau so kann man das sagen.
Hounds & People: Vielen Dank Herr Schrader, für das ausführliche Interview!
Dirk Schrader, ist leitender Tierarzt des Tierärztlichen Instituts für angewandte Kleintiermedizin, Autor und Inhaber der Website Kritische Tiermedizin in Hamburg–Rahlstedt.
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People.