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Kuba war eine Hoffnung

Kritik an unredlichem Umgang mit der Geschichte

Von Susanne Roether, Frankfurt/Main


Man muss kein Fan der gegenwärtigen politischen Verhältnisse in Kuba sein, um die historische Leistung Fidel Castros zu würdigen. Der junge Rechtsanwalt Castro hatte im Jahr 1053 vergeblich versucht, den durch Putsch an die Macht gekommenen Diktator Fulgencio Batista zu stürzen. Während seines Prozesses im Herbst 1953 hielt Fidel Castro eine Rede, die man in Han Magnus Enzensbergers Sammlung „Revolutionäre vor Gericht“ nachlesen kann. („Die Geschichte wird mich freisprechen.“)

Erst 1959, Jahre später, nach einem langen Guerillakampf gelang es, den Diktator Batista zu vertreiben. Die USA versuchten von Anfang an, den neuen demokratischen Staat ( in dem selbstverständlich Meinungs- und Reisefreiheit galten) zu destabilisieren.

Dieser Staat war ein Hoffnungsschimmer und – allerdings! – ein Orientierungspunkt für die von korrupten – und samt und sonders von den Vereinigten Staaten unterstützten – Regimes ausgebeuteten lateinamerikanischen Massen. Der Versuch einer amerikanischen Invasion 1961 in der Schweinebucht scheiterte zwar, aber die von den USA verhängten Sanktionen verhinderten, dass die Wirtschaft Kubas sich entwickeln konnte. Gleichzeitig zwangen sie die kubanische Regierung, von ihrem anfänglichen Kurs außenpolitischer Unabhängigkeit abzurücken und sich der Sowjetunion anzunähern.

Die amerikanische Politik hat also genau das bewirkt, was sie in ihrer Hysterie verhindern wollte, ein sozialistisches Regime in „ihrem Hinterhof“ Lateinamerika. Ein Regime, das seinen Bürgern keinen materiellen Wohlstand garantieren kann, hat Legitimationsprobleme – das werden übrigens auch die Regierungen der „entwickelten“ Länder schon gemerkt haben oder demnächst merken.

In Kuba sind Meinungs- und Reisefreiheit sukzessive eingeschränkt worden. Natürlich ist das nicht zu rechtfertigen, aber ich finde es unredlich, bei der Beurteilung der Entwicklung die historischen Begleitumstände außer Acht zu lassen.

Auf der anderen Seite muss man sehen, dass eine Reihe anderer Menschenrechte wie das Recht auf Bildung und auf Gesundheitsversorgung in Kuba beispielhaft verwirklicht sind. Das Phänomen der „Überflüssigen“, die getrost krepieren können, gibt es in Kuba nicht, aber in einer wachsenden Zahl „entwickelter“ Länder. Und Kuba tut auch etwas für die Gesundheitsversorgung in anderen Drittländern: Es bildet junge Ärzte aus, die anschließend in ihren Heimatländern arbeiten.

Wer das ignoriert, während er von Menschenrechten schwadroniert, die er vermutlich nicht mal im eigenen Land verteidigen würde, hat nicht das Recht, seine wohlfeile Häme über die Gratulanten von der Linken auszugießen.

FR, 25.8.2011

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