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Die Sache mit der „Goldakupunktur“


In den vergangenen Jahren und bis heute anhaltend ist eine deutliche Zunahme der so genannten Goldakupunktur beim Hund und nun öfter auch bei der Katze festzustellen: Etliche tierärztliche Praxen übernahmen und übernehmen immer mehr die Methode nach Klitsgaard, bei schmerzhaften Entzündungen der Gelenke Goldstückchen zu injizieren, und – tatsächlich – viele Tierhalter berichten davon, dass es ihrem Hund nach einer „Goldakupunktur“ besser ging, was schlicht heißen soll: Er hat (wohl) weniger Schmerzen und „läuft besser“.

Im Zuge unseres Pain Research Programms, welches vor 8 Jahren begann mit der Absicht, herauszufinden, welche tierärztliche Methodik bei welchen schmerzhaften Erkrankungen am besten wirksam ist, konnten wir feststellen, dass der Einsatz von Goldstückchen bei chronischer Entzündung des Schultergelenks, des Ellenbogengelenks und teilweise auch des Hüftgelenks durchaus geeignet ist, Schmerzen des Patienten zu lindern – wenn – ja, wenn diese gut platziert worden waren – das heißt – dort hingebracht worden waren, wo sie auch eine Wirkung entfalten konnten: im Bereich des Kapselansatzes der Gelenke und in direktem Kontakt mit der Gelenkkapsel. Bekannt ist ja, dass Schmerzimpulse aus einem entzündeten Gelenk über die Gelenkkapsel in die Knochenhaut vermittels der sensiblen Fasern zum Zentralnervensystem fluten, wo sie wahrgenommen werden.

Wir haben Röntgenbilder gesehen, die offenbarten, dass „Goldakupunktur“ ein sehr schwieriges Unterfangen sein kann: die Goldstückchen waren dort zu sehen, wo es keine Gelenkkapsel gab – sie „schwirrten irgendwo herum“ - man konnte sie ja sehen, aber der Patient zeigte eine Schmerzhaftigkeit, die erbarmungswürdig war. Und die Besitzer hatten für diese „Therapie“ ein Vermögen ausgegeben.

Bis heute ist nicht richtig bekannt, was injizierte Goldstückchen eigentlich „machen“ und weshalb sie „wirken“ wenn sie „wirken“ und der Patient offensichtlich weniger Schmerzen hat. Des Rätsels Lösung ist jedoch die chemo-physikalische „Umleitung“ der Schmerzimpulse aus einem entzündeten Gelenk. Diese kommen offensichtlich nicht mehr vollständig im Zentralnervensystem an – jedenfalls dann nicht, wenn die Goldstückchen richtig platziert sind.

Festzustellen ist heute zum Ende des Jahres 2010, dass die so genannte Goldakupunktur – seriöserweise doch besser Goldimplantation genannt - durchaus einen Platz in der Schmerztherapie unserer Haustiere hat. Wir setzen Sie hauptsächlich ein bei Entzündungen der „Facetten“, d.h. der Seitengelenke der Wirbel, und bei chronischen Entzündungen der Ellenbogengelenke und der Schultergelenke. Inzwischen können wir auch gute Ergebnisse bei chronischen Kniegelenksentzündungen und Entzündungen der Sprunggelenke wahrnehmen.

Entscheidend war immer die richtige Platzierung der Goldstückchen, wobei eine ganz entscheidende Hilfe der Trokar ist, den wir auch bei der Spinalkathetertherapie verwenden. Es handelt sich um eine „dicke“ Nadel, die an ihrer Spitze eine Löffelfunktion hat, mit der man die Goldstückchen quasi „um die Ecke“ schieben also bestmöglich an die Gelenkkapsel anlagern kann. Denn genau darauf kommt es an. Stellen Sie sich einfach eine Pistole vor, deren Lauf geknickt ist, mit der man also „um die Ecke“ schießen kann. Die Goldstückchen müssen in ihrer ganzen Länge engsten Kontakt zur Gelenkkapsel haben.

Und natürlich ist die Goldimplantation besonders erfolgreich, wenn die Goldstückchen unter dem Röntgenscanner injiziert werden. Man kann dann genau sehen, wo und wie sie sich an die Gelenkkapsel anlagern.

Merkwürdig ist, dass Tierhalter immer wieder von Kosten für eine „Goldakupunktur“ berichten, die uns erschrecken. Das Gold, welches für eine Implantation genutzt wird, hat einen Materialwert von höchstens 9.- bis 12.- Euro. Das Einsetzen der Goldstückchen unter Narkose mittels Röntgenscanner dauert 15 bis 30 Minuten und kostet nicht mehr als 150 bis 200 Euro, manchmal auch nur 60 Euro.


Dirk Schrader, Hamburg

Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

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