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Unfug

Von Stephan Börneke


Vor 20 Jahren saß Europa auf einem Butterberg von beträchtlicher Höhe. 1,4 Millionen Tonnen hatten sich aufgetürmt. Einen Karikaturisten ermunterte das damals zu drastischer „Dezimierung aller Beteiligten“ mittels Erschießung. Erst sollten die Kühe, dann die Bauern dran glauben.

Soweit sind wir (noch) nicht. Doch die EU ist munter dabei, einen neuen Butter- und Milchpulverberg aufzuhäufen, kauft den Rohstoff auf und lagert ihn ein – oder wirft ihn zum Dumpingpreis auf den Weltmarkt. Doch Lagerung und Exportsubventionen vertagen das Problem lediglich und lösen es nicht. Es gibt zu viel Milch, da hilft nur: Mengen reduzieren, also Quoten runter statt rauf. Die vom Bauernverband präferierte Lösung freilich, die in den USA praktizierte Abwrackprämie für Kühe, die geht in die Irre.

Zwar hat EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel der Abschlachtung Hunderttausender Rinder gestern eine Absage erteilt, doch damit ist das Thema nicht vom Tisch. Denn die auf Expansion erpichten Wachstumsbauern warten nur darauf, um die Quoten resignierter Kollegen abzugreifen. Womit kein Liter weniger am Markt, aber ein beträchtlicher Flurschaden angerichtet wäre: Die Intensivierung der Landwirtschaft bekäme einen neuen Schub, und die EU hätte mit der Abwrackprämie für Kühe, also mit Steuergeldern, auch noch die Arbeitslosigkeit etlicher Bauern finanziert. Wir haben aber nicht zu viele Kühe (oder zu viele Bauern), sondern das Vieh wird mit zu viel Mais aus Monokulturen und mit(gentechnisch verändertem) Importfuttermittel auf Höchstleistung getrimmt.

Der Milchbericht der Kommissarin ist in einem weiteren Punkt erstaunlich und bestätigt, was wir längst geahnt haben: Dass der Handel, eventuell auch die Molkereien Verbraucher und Bauern über den Tisch ziehen. Das Symptom: Die unters Existenzminimum gedrückten Milchpreise werden an uns Kunden nicht weitergereicht. Dieser verwerfliche Griff in die Taschen sowohl der Bauern, als auch der Verbraucher gehört schleunigst beendet. Sonst bleiben noch mehr Bauern auf der Strecke als ohnehin schon. Daran können Verbraucher kein Interesse haben.

24.7.09

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