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Albert Scharenberg über die Linke

In den Blättern für Deutsche und Internationale Politik 5/07 schreibt der Politikwissenschaftler Albert Scharenberg;

…Die wohl auffälligste Leerstelle indes ist die Umwelt und Klimapolitik . Dabei weist das vorläufige Programm durchaus lange Passagen zum Thema auf, in denen die „Einleitung einer wirtschafts- und umweltpolitischen Umkehr“ gefordert wird. Dennoch scheinen diese Teile des Programms seltsam in der Luft zu hängen: Denn wo hätte man zuletzt einen Repräsentanten aus PDS und WASG gesehen, der sich zu diesem Thema mit Verve engagierte?

Hier liegt das grundlegende Dilemma der „neuen Linken“, denn durch die Focussierung auf die „soziale Frage“ – und, damit korrespondierend, linkskeynesianische Ansätze – werden andere wichtige, ja zentrale Themen allzu leicht an den Rand gedrängt. Umweltpolitik erscheint dann oftmals geradezu als Luxus – obwohl es in ihr, trotz einer sozialen Dimension, kein einfaches Oben und Unten gibt.

Dabei scheint es noch nicht einmal irgendwem aufzufallen, dass der Widerspruch sich selbst in den „Programmatischen Eckpunkten“ findet. Kein Wunder, dass „die Linke“, Umfragen zufolge, in der Bevölkerung als klimapolitischer Totalausfall gilt.

(…)…. Eine Reduktion auf Lohn- und Arbeitnehmerpolitik ist auch bei den öffentlichen Auftritten von Klaus Ernst und Oskar Lafontaine unübersehbar.

Einen solchen Reduktionismus aber mag sich gewerkschaftliche Interessenvertretung leisten können („Die Linke als Transmissionsriemen der Gewerkschaften?“)- nicht aber eine politische Partei.
Will sie nicht zum reinen Sprachrohr der Gewerkschaften werden, muss „Die Linke“ auch andere Interessen vertreten - beispielsweise diejenigen von Frauen, Migranten und nicht zuletzt Arbeitslosen. Damit tun sich die Gewerkschaften, bei allen Anstrengungen vieler Mitglieder, indes bekanntlich schwer.

In der Bundestagfraktion der „Linken“ zeigt sich diese Konfliktlinie an der anhaltenden Diskussion über ein stattlich garantiertes Grundeinkommen und der erst noch anstehenden Kontroverse über das Verhältnis der Partei zu den neuen sozialen Bewegungen. Auch ohne dem Irrtum aufzusitzen, es bestehe „eine objektive Interessenkonvergenz“ zwischen Linkspartei und den sozialen Bewegungen , wird sich an dieser Debatte erweisen, inwieweit „Die Linke“ in der Lage ist, gewerkschaftliche Positionen positiv aufzugreifen und sich zugleich einem „trade-unionistischen“ Zangengriff zu entziehen.

…(..).. Im Kern hat die Partei drei Optionen. Sie kann sich erstens zu einer KPD der 20er Jahre entwickeln und sich auf eine parlamentarische Vertretung der Marginalisierten konzentrieren. Unter den gegenwärtigen Bedingungen der bundesdeutschen Demokratie liefe sie dabei allerdings Gefahr, sich in einer ideologischen Trutzburg zu verschanzen, also gesellschaftlich gesehen wenig bündnisfähig und dementsprechend parteipolitisch isoliert zu sein.

Die zweite Option ist die Entwicklung zu einer „trade-unionistischen“ Staatspartei, die sich auf eine Interessenvertretung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, gegebenenfalls erweitert um die der Arbeitslosen, stützt. Sie würde dann zu einem, positiv formuliert, klassisch linkssozialdemokratischen, und negativ ausgedrückt, spät-fordistischen Projekt.

Die dritte Option schließlich besteht darin, dass sich die vereinigte Partei auch anderen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten gegenüber öffnet und Elemente einer „linken Volkspartei“ annimmt. In diesem Fall wäre die Politik darauf ausgerichtet, die eigene Bündnisfähigkeit zu stärken, um auf die zunehmenden gesellschaftlichen Widersprüche mit der Errichtung eines alternativen „historischen Blocks“ (Antonio Gramsci) zu reagieren.
Dafür wäre es um so wichtiger, die inhaltlichen Leitlinien der eigenen Politik zu schärfen und am eigenen Anspruch , zugleich Widerstand gegen die herrschende Politik organisieren, Reformalternativen entwerfen und über die Tagespolitik hinausweisende Perspektiven entwickeln zu wollen , festzuhalten.

Für Euch gelesen und zum Arbeitspapier erklärt:

Dirk Schrader, Hamburg

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