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Zum
Beispiel Grohe
Ein
britischer Investor, BC Partners, kaufte das Unternehmen 1998 von der
Familie Grohe für 900 Millionen Euro. Grohe machte zu diesem
Zeitpunkt Gewinne, hatte innerhalb von zehn Jahren den Umsatz
verdoppelt und beschäftigte 4500 Mitarbeiter/innen. 80 Prozent
der Wertschöpfung fand in Deutschland statt. Der
Eigenkapitalanteil lag über 50 Prozent, es gab Rücklagen
und Beteiligungen. Das Unternehmen war kerngesund. Doch das änderte
sich.
Der
Investor investierte nicht, sondern entzog dem Unternehmen fast das
gesamte Kapital und ersetzte es durch teure Bankkredite und eine
Anleihe. Die Zinsen dafür fraßen 2003 schon drei Viertel
des Betriebsgewinns auf. BC Partners hatte schätzungsweise nur
100 Millionen der Kaufsumme von 900 Millionen selbst investiert. Den
Rest des Kaufpreises bezahlten das Unternehmen und seine
Mitarbeiter.
Schließlich
verkaufte der britische Investor das Ganze inklusive Schulden an die
Texas Pacific Group (TPG) und die Credit Suisse First Boston (CSFP)
Private Equity für 825 Millionen, also mit einem achtfachen
Gewinn. Die neuen Investoren haben, die Schulden eingerechnet, rund
1,5 Milliarden bezahlt.
Um die Zinsen darauf zu zahlen, wollen sie
drastisch den Gewinn erhöhen . Der Weg dazu aus ihrer Sicht:
Verlagerung eines großen Teils der Produktion in
Niedriglohnländer und Streichung der Stellen von 3000 der 4500
Mitarbeiter/innen. Leidtragende sind also die, die das Unternehmen
mit großgemacht haben – und die Gemeinden und der Fiskus
insgesamt, weil kaum mehr Gewinn in Deutschland anfällt, dafür
in der Steueroase Cayman Islands.
Der Fall Grohe ist ein ganz typisches Beispiel für die seit dem Jahr 2000 immer rasanter werdende Entwicklung. Das Erstaunliche daran ist, dass die Verantwortlichen in der Politik ihre Hände in den Schoß legen. Durch die zum 1. Januar 2002 eingeführte Steuerbefreiung der Gewinne bei Unternehmensverkäufen fördern sie diese Untaten sogar. Und denken nicht daran, die Steuerbefreiung angesichts dieser unglaublichen Vorgänge wieder zu streichen.
Aus
Machtwahn – wie eine mittelmäßige Führungselite
unser Land ruiniert
Von Albrecht Müller, Droemer Verlag